Katja in Ireland

Dies ist eine Reisebeschreibung meines Kurztrips auf die grüne Insel im März des Jahres 2005.
Wer den Bericht in chronologischer Reihenfolge verfolgen möchte, sollte mit dem Vorwort anfangen.

Donnerstag, Juli 14, 2005

Nachwort


Wenn man in so kurzer Zeit besonders viel von einer Stadt oder einem Land sehen will, birgt das die Gefahr, daß man irgendwann nichts mehr richtig wahrnimmt. Wie ich schon geschrieben habe, wird man mit zu vielen Eindrücken konfrontiert. Oft helfen Fotos, sich an bestimmte Orte, Situationen oder Menschen zu erinnern. Damit die Erinnerungen irgendwann nicht komplett verblassen, habe ich diesen Reisebericht im Nachhinein erfasst, um mich auch in einigen Jahren noch an meinen Urlaub in Irland im Detail zu erfreuen.

Für die Statistiker unter uns: Gefahren sind wir 303 Meilen, das entspricht 488 Kilometern.

Allen, die nach Irland fahren, wünsche ich einen schönen Aufenthalt, mehr Zeit als uns und eine gute Fotoausrüstung, um die atemberaubende Natur gut in Erinnerung behalten zu können.

Hier noch eine Weisheit unter Reisenden:
Take nothing but pictures - leave nothing but footprints.

Katja

Mittwoch, März 23, 2005

Mittwoch, 23. März 2005, Dublin- Stuttgart


Mittwoch, 23. März 2005, Abflug 15:45 Uhr von Dublin nach Stuttgart mit dem Flug X3 5701

Tja, leider schon wieder Mittwoch, wie schnell die Tage vergingen! Wir schlafen uns aus, frühstücken in aller Ruhe und drehen noch eine Runde durch die Docklands. Die letzten beiden Tage waren wir nur mit dem Auto unterwegs und plötzlich laufen wir wieder durch halb Dublin. Wie schnell sich die Dinge ändern! Anschließend packe ich meine Sachen und Yvonne bringt mich zur Busaras, wo wir uns verabschieden. Sie will in die Uni und ich fahre zum Flughafen. Dort laufe ich eine halbe Ewigkeit durch den Shopping Bereich, weil ich eine Buchhandlung suche, um mir den Lonely Planet für Neuseeland zu kaufen. Haben sie leider nicht. Dumm gelaufen, wäre eine schöne Lektüre während des Flugs gewesen. So lese ich weiter in „Die rechte Hand Gottes“ von Michel Folco, ein tolles und vor allem spannendes Buch über eine Henkerdynastie. Diesmal fliegen wahnsinnig viele junge Leute mit, vermutlich eine Reisegruppe. Auch viele Studenten sind im Flieger, ich vermute sie fliegen nach Hause. Bei so viel Jugend herrscht aufgeregtes Plappern und lebhaftes Treiben um mich herum und ich kann mich gar nicht richtig konzentrieren. So lese ich eben mit Musik in den Ohren. 18:50 Uhr landen wir in Stuttgart und da ich sehr früh aus dem Flieger rausgekommen bin, warte ich ewig auf mein Gepäck. Schlafmatte und Jacke sind zum Glück noch anwesend und so trotte ich mit Rucksack hinten und Rucksack vorne zum Parkplatz, um dann nach Hause zu fahren.

The End

Dienstag, März 22, 2005

Dienstag, 22. März 2005, Limerick- Cliffs of Moher- Galway- Dublin


Der Wecker klingelt, wir machen uns fertig, packen die Sachen und gehen zum Frühstück. Gegessen wird in einem kleinen Raum und die nette Dame vom Vorabend bringt das Wunschfrühstück. Unseres unterscheidet sich sehr von dem der anderen, denn mit Speck, Würstchen und anderen Fettbomben können wir nicht wirklich etwas anfangen. Etwas verwirrt ist sie, als wir ihr erklären, daß uns Toast vollkommen ausreicht. Nach dem wir fertig sind, schnappen wir unsere Sachen, verabschieden uns bei dem netten Pärchen vom Vorabend, bezahlen und fahren weiter. Auch heute haben wir uns wieder einiges vorgenommen. Wir wollen einige Burgen und Gräber besuchen, die auf dem Weg liegen.
Zu erst einmal geht’s zum Bunratty Castle, das sich ganz in der Nähe befindet. Dort machen wir ein paar Fotos und gehen auch gleich wieder, denn der Eintritt ist unverschämt hoch. Das innere interessiert uns nicht so sonderlich, deswegen kaufen wir ein paar Postkarten und ziehen unserer Wege. Als nächstes suchen wir das Dysert O´Dea, wo man eine alte Kirche, Hochkreuze und einen Friedhof vorfindet. Man darf sich allerdings nicht zu fein dafür sein, über eine Kuhwiese zu laufen und im Zickzack den Hinterlassenschaften der Kühe auszuweichen. Mit denen haben wir übrigens auch ein Erlebnis der besonderen Art. Wir laufen gerade vom Dysert O´Dea Castle in Richtung alte Ruinen von irgendwas anderem (weiß bis heute nicht, was das früher mal war) und bestaunen am Wegesrand die eingezäunten Kühe. Ich mache Fotos von den Kälbern. Plötzlich erscheint ein paar Meter weiter eine freilaufende Kuhherde, die nichts besseres zu tun hat, sich schnellen Schrittes in unsere Richtung zu bewegen. Wir nehmen unsere Beine in die Hand und rennen zurück zum Castle, wo unser Auto steht. Dort verbarrikadieren wir uns und warten ab. Ich sehe schon unser Auto zerbeult und uns in endlosen Diskussionen mit der Autovermietung, die darin enden, daß wir die Kaution nicht zurückbekommen. Glücklicherweise passiert nichts, denn die Kühe haben es nicht auf uns abgesehen. Sie haben einfach versucht, ihrer bevorstehenden Verfrachtung auf einen Viehtransporter zu entkommen und wandeln noch ein bisschen umher. Der etwas übergewichtige Besitzer der Kühe kommt abgehetzt dazu und treibt die Kühe zurück zum LKW.

Es geht weiter Richtung Westen nach Molin. Der Ort selbst ist eher unspektakulär und hätte er nicht eine Touristenattraktion, die Cliffs of Moher zu bieten, würde sich niemand dort hin verirren. Dort angekommen, reihen wir uns in den Touristenstrom ein und tun das, was man als Tourist eben tut: Staunen und Fotografieren. Das Wetter ist besser als gestern, es regnet nicht und die Sonne lässt sich ab und an blicken. Auf den Klippen ist es ziemlich windig und die Wellen knallen an die Felsen. Ich bin zutiefst beeindruckt und stelle mir vor, wie schön es hier wohl sein muß, wenn man ganz allein ist. In dem obligatorischen gift - Shop erstehe ich erneut einige Magnete und wir fahren weiter in die Burren. Die Landschaft hier ist das krasse Gegenteil vom gestrigen R.o.K., karg und steinig, aber nicht weniger sehenswert. Wir suchen den Poulnabrone, finden ihn aber nicht. Wir fragen andere Autofahrer (mal wieder Amerikaner) und sie sagen, wir seien bereits dran vorbeigefahren. Wir fahren also wieder zurück und entdecken den Stein eher zufällig. Auf den Bildern sieht er sehr viel größer aus. Wir müssen uns beeilen, denn der Bus zurück nach Dublin geht von Galway aus, wir müssen den Mietwagen zurück bringen und wir dürfen den Bus auf keinen Fall verpassen. Wenn wir nicht vor 24:00 Uhr ins Wohnheim kommen, haben wir ein Problem, denn dann kann Yvonne nur noch durch ein Drehkreuz ins Wohnheim gelangen und ich passe nicht mit durch. Es geht also nach Galway, wo wir uns (mal wieder) verfahren, das Auto voll tanken, ohne Beanstandungen abgeben und eine Fahrkarte für den Bus zurück nach Dublin kaufen. Im übrigen fängt es wieder an zu regnen. Der Bus startet 17:00 Uhr. Die Fahrt zurück ist länger als von Dublin nach Cork, zumindest kommt es mir so vor. Irgendwann kann ich nicht mehr sitzen und wechsle von der linken auf die rechte Pobacke ständig hin und her. Beine hoch, Beine runter, Beine überkreuzt, Beine ausgestreckt. Keine Position fühlt sich gut an, ich möchte einfach nur noch ankommen. Das tun wir dann auch irgendwann und ca. eine Viertelstunde vor 24:00 Uhr sind wir im Wohnheim, wo wir erst mal etwas kochen und auch relativ schnell schlafen gehen.

Montag, März 21, 2005

Montag, 21. März 2005, Cork- Ring of Kerry- Limerick

Der nächste Morgen kommt, die Fenster unseres Zimmers sind beschlagen, weil unsere netten “Nachbarn” beim Heimkommen (keine Ahnung, wann das war) die Fenster geschlossen haben. In einem kleinen Raum mit 4 Schlafenden macht das wenig Sinn. Nun gut, wir machen uns fertig, frühstücken, checken aus und watscheln mit unserem Gepäck in Richtung Busbahnhof, um zum Flughafen zu fahren, wo wir den Mietwagen abholen sollen. Das Wetter ist wechselhaft, der Regen ist sich unschlüssig, ob er kommen soll oder nicht. Ich bin nicht ganz so gesprächig wie sonst, was wohl daran liegt, daß ich gedanklich schon zum ersten Mal in meinem Leben in einem rechtsgelenkten Auto sitze.

Einige Zeit später sitze ich da nun wirklich und mache mich mit allem vertraut, drehe ein paar Runden auf dem Parkplatz und muß mir von Yvonne immer wieder sagen lassen, dass ich zu weit rechts fahre. Zu guter letzt habe ich Schwierigkeiten den Rückwärtsgang zu finden, was aber einzig und allein daran liegt, daß ich bei meinem geliebten Peugeot keinen Schaltknüppel runterdrücken muß, um in den Rückwärtsgang schalten zu können! Ach ja, wir haben übrigens einen schnuckeligen VW Polo. Genau das richtige für einen Linksfahranfänger wie mich!

Nach dem wir losgefahren sind, gewöhne ich mich recht schnell an den Linksverkehr und nach einigen wenigen hundert Meter erreichen wir schon den ersten großen Kreisverkehr mit Ampeln und Stau. Ich bewältige diese Situation mit Bravour und bin optimistisch, daß nun nichts mehr schief gehen kann!

Was mir etwas zu schaffen macht, ist das Wetter, denn der Regen hat nun all seine Zurückhaltung abgelegt. Es regnet ununterbrochen, die vielen Schlaglöcher füllen sich mit Wasser und ich donnere ab und zu in ziemlich große Löcher, deren Tiefe ich aufgrund der darin befindlichen Wassermassen nicht abschätzen kann. Da die Straßen Irlands allgemein in keinem besonders guten Zustand sind, macht es keinen Sinn, einem Loch ausweichen zu wollen, denn dann steht man bereits im nächsten. Yvonne und ich sind uns inzwischen sicher, daß es keine so schlechte Idee gewesen ist, das volle Versicherungspaket für den Mietwagen zu buchen, auch wenn das teurer war, als ursprünglich erwartet.

Wir fahren in Richtung Westen, denn als Tagesziel haben wir uns den Ring of Kerry ausgemacht, dessen Größe wir allerdings unterschätzt haben. Den ersten Stop machen wir in Killarney, kaufen ein paar Souvenire, Lebensmittel und eine detaillierte Karte vom Ring of Kerry (hier ist auch eine Karte) und nach einem kleinen Irrgang durch die Stadt finden wir auch endlich den Parkplatz mit unserem Auto wieder und fahren weiter. Über Stock und Stein und durch wassergefüllte Löcher geht es nun zum Killarney National Park, wo wir uns gleich beim ersten Stop viel zu lange aufhalten, um Fotos zu machen. Die Landschaft ist atemberaubend schön und man kann sich gar nicht entscheiden, welchen Stein und welchen Grashalm man fotografieren soll. Dazu kommt der Nebel, der die Berge gespenstisch verhängt und nach einer gewissen Zeit den Blick darauf freigibt. Einige Objekte fotografiere ich mehrmals und sie sehen wegen dem Wechsel von Nebel und Licht immer unterschiedlich aus.
Die Zeit drängt, deswegen geht’s weiter ins Gebirge. Die Straßen werden steiler, enger und kurviger, doch das macht mir nichts aus. Nur bei Gegenverkehr wird es manchmal etwas brenzlig, vor allem wenn man die ausgeschilderten 100 km/h fährt! Ich begnüge mich mit der Hälfte der Geschwindigkeit denn erstens bin ich nicht lebensmüde und zweitens möchte ich wenigstens ab und zu mal rechts aus dem Fenster lugen um die Landschaft genießen zu können. Unterwegs stehen öfter mal Schafe auf oder neben der Straße und man wartet geduldig, bis man irgendwie vorbei kommt. Auch manch anderes Getier, Ziegen und Kühe stehen in der Gegend rum und müssen als Fotoobjekt herhalten.
Sehr lange fahren wir nicht, steigen dafür aber viel zu oft aus, um Fotos zu machen, ein wenig umherzulaufen und die Landschaft zu genießen. Es ist schon recht spät und nach dem wir mit einem Blick auf die Karte feststellen, daß wir nicht mal 1/3 der Strecke vom R.o.K. zurückgelegt haben, entscheiden wir uns schweren Herzens, wieder umzukehren. Erstens haben wir in Limerick eine Unterkunft gebucht und zweitens macht eine Fahrt durch die Dunkelheit in der allerschönsten Landschaft keinen Sinn. Auf der Rückfahrt schließe ich den Entschluß, auf alle Fälle irgendwann in meinem Leben noch einmal hierher zukommen und den R.o.K. zu Fuß zu erkunden.

Die Fahrt nach Limerick gestaltet sich noch sehr lang und in Limerick selbst verfahren wir uns natürlich auch ein paar Mal. Yvonne muß einige Male aussteigen, um nach dem Weg zu fragen, während ich mich bei der Sucherei und dem plötzlichen Abbiegen immer wieder daran erinnern muß, daß wir uns im Linksverkehr befinden. An einer Tankstelle kaufen wir schnell noch was fürs Abendbrot und finden endlich das Clifton Guesthouse. Dort werden wir allerdings mit der Aussage überrascht, daß es keine Gemeinschaftsküche gibt, wo man sich seine mitgebrachten Speisen herrichten kann. Wir machen wohl einen recht enttäuschten und bekümmerten, vielleicht auch hungrigen, Eindruck, denn die Herbergsmutter schnappt sich unsere Tütensuppe und serviert uns ein paar Minuten später das warme Gericht und spendiert sogar noch etwas Brot. Über soviel Freundlichkeit sind wir überrascht und sehr dankbar.

Wir essen im Gemeinschaftsraum und eine Dame mittleren Alters setzt sich ein paar Meter entfernt in einen Ledersessel und wälzt ihre Reiseführer. Ich bemerke, daß sie öfters zu uns rüberschielt und irgendwann hat sie den Mut, uns anzusprechen. Sie hat bemerkt, daß wir Deutsch reden und wir kommen ins Gespräch. Sie und ihr Mann kommen aus Erfurt, erzählt sie und als ich erwähne, daß ich auch aus Thüringen komme, ist das Eis gebrochen. Wir quatschen ziemlich lange über Gott und die Welt und vor allem über unsere Reisepläne. Irgendwann gesellt sich noch ihr Mann zu uns und wir tauschen Reiseerlebnisse aus. Zwischendurch stellen Yvonne und ich wieder fest, daß es wirklich sinnvoll war, ein Komplett-Versicherungspaket fürs Mietauto zu buchen, denn die beiden erzählen uns, daß sie ihren Seitenspiegel verloren haben, weil er in einer brenzligen Situation mit dem Linksverkehr nicht ganz klar gekommen ist.
Irgendwann gehen wir erschöpft zu Bett.

Sonntag, März 20, 2005

Sonntag, 20. März 2005, Dublin - Cork

Der Bus nach Cork geht schon 09:16 Uhr, deswegen geht’s früh raus, wir frühstücken und machen unsere Freßpackete fertig. Wir müssen wieder zur Busaras, wo ich am Freitag angekommen bin. Dort herrscht Chaos, denn die Station wird gerade umgebaut. Die Ab- und Anfahrtsterminals sind leider auch nicht mehr da, wo sie früher mal waren. Wer lesen kann, ist hier klar im Vorteil und so finden wir unseren Terminal und stellen uns in eine lange Schlange. Wenn der Bus voll ist, hat man Pech, deswegen bekommen wir leichte Panik, ob wir denn noch mit reinpassen, aber die Sorge ist unbegründet. Die Fahrt beginnt, der Fahrer ist gut gelaunt und erzählt ein wenig über Bus Eireann, die Strecke, das Wetter usw. Die Fahrt kostet übrigens 16,00 Euro. Wenn man vergleicht, was man in Deutschland für solch eine Strecke zum Beispiel mit dem Zug bezahlt, war das sogar ein Schnäppchen! Hinter uns sitzen Deutsche, die Pläne machen, was sie in Cork unternehmen wollen.

Nach einem 15-minütigen Zwischenstop kommen wir irgendwann nach 15:00 Uhr in Cork an und es passiert das, worauf man in Irland immer zu jeder Tages- und Nachtzeit gefasst sein muß – es beginnt zu regnen. Wir machen uns Mut und gehen von einer baldigen Wetterbesserung aus und beglückwünschen uns gleichzeitig für das bisher gute Wetter in Dublin. Das hostel haben wir recht bald nach einigem Suchen gefunden, können uns aber in unserem Zimmer nicht so niederlassen, wie man das gerne beim Ankommen tut (auspacken, Kriegsrat über das weitere Vorgehen halten), denn hier liegen zwei Mädels in ihren Betten, die offensichtlich etwas gegen ihre Übermüdung tun wollen. Okay, wir schleichen uns leise wieder raus und erkunden Cork.

Was gibt es über Cork zu sagen? Da mir nicht sehr viel einfällt, schaue der Interessierte bitte hier nach. Cork und ich hatten keinen guten Start. Wie gesagt, es regnet und so hasten wir irgendwann nur noch durch die Stadt, um nicht naß zu werden. Dabei fragen Yvonne und ich uns immer, warum wohl Cork Kulturhauptstadt 2005 geworden ist. Wir haben zwar einige Verschwörungstheorien zu Ohren bekommen (Dublin= Hauptstadt deswegen nicht Kulturhauptstadt; Cork nächstgrößere Stadt= Kulturhauptstadt) aber wir haben keine Ahnung, was nun wirklich der ausschlaggebende Punkt war. Jedenfalls präsentiert sich Cork an diesem Tag nicht wie eine Kulturhauptstadt 2005 und das Jahr ist immerhin schon 3 Monate alt. Baustellen überall und keine oder nur wenig Reklame für Kulturveranstaltungen jeglicher Art.

Nun gut, der Hunger meldet sich und wir kaufen erst mal ein. Im hostel angekommen, wird in der Gemeinschaftsküche gekocht, mal schnell im Internetcafe gesurft und dann machen wir uns fertig, um eine Freundin von Yvonne zu treffen, die ihrerseits noch 3 Freunde dabei hat. Die Zimmergenossinnen haben zwischenzeitlich mal die Augen geöffnet und so erfahren wir, daß sie gerade aus London (schrei, möchte auch hin!) gekommen sind, so weit ich das noch weiß, sind beide aus den USA. Wir treffen die 4 anderen und gehen in einen Pub, der ziemlich leer ist. Liegt es daran daß Montag ist, oder weil man in Irland in Pubs nicht rauchen darf? Egal, ich finde es sehr angenehm, den Gegenüber ohne Nebelschwarden klar erkennen zu können. Die 3 Freunde der Freundin meiner Freundin (alles klar?) sind Franzosen und mit dem French man neben mir unterhalte ich mich ganz gut. Sie studieren alle am Trinity College (wer hätte das gedacht?!?!) und sind ganz erstaunt, daß auch eine Nichtstudentin (ICH!) unter ihnen ist. Das Guiness schmeckt mir überhaupt nicht und ich sitze fast den ganzen Abend an diesem einen Glas. Ich bin eben doch eher der Weintrinker.

Irgendwann gehen wir im Regen heim, kommen in ein leeres Zimmer und als wir uns schlafen gelegt haben, kommen die 2 Langschläfer vom Essen und machen sich eine halbe Ewigkeit zum Ausgehen fertig. Während sie die Nacht zum Tag machen, erholen wir uns vom Tag und tanken Kraft für morgen. Dabei denke ich mit einem mulmigen Gefühl im Magen, daß wir morgen einen Mietwagen abholen und ich diesen durch Irland fahren werde. Mit Stoßgebeten gen Himmel, daß doch bitte alles gut gehen möge, schlafe ich ein....

Nachtrag: Yvonne war später studientechnisch noch einmal im Cork und hat mir, selbst ganz überrascht, erzählt daß Cork eigentlich doch eine recht schöne Stadt ist, die ihr beim zweiten Hinsehen gut gefällt. Sie hatte sich eben zu unserem Besuch nicht gerade herausgeputzt. Ich sag´s ja, Cork und ich hatten keinen guten Start!

Samstag, März 19, 2005

Samstag, 19. März 2005, Dublin


Heute steht ein reiner Sightseeing – Tag auf unserem Programm. Gestern haben wir uns einige Attraktionen aus dem Reiseführer ausgeguckt und die wollen wir heute ablaufen. Da ich sehr gern alte Gebäude fotografiere, grenzt das schon an Fließbandarbeit, ich brauch die Kamera gar nicht aus der Hand legen. Ständig kommt mir irgendwas vor die Linse. Custom House, National Bank of Ireland, Trinity College, Christ Church, Dublinia, Dublin Castle (von dem ich etwas enttäuscht war, da ich mehr erwartet hatte), schöne Parks, St. Patrick´s Cathedral und und und. Im Nachhinein kann ich gar nicht mehr aufzählen, was wir alles gesehen haben oder in welcher Reihenfolge. Das sind einfach zu viele Eindrücke auf einmal. In den Straßen und Einkaufspassagen herrscht geschäftiges Treiben und überall stehen Straßenkünstler, Werbezettelverteiler, Spendensammler und fotografierende Menschen.

Das Wetter ist wechselhaft, mal kommt die Sonne raus und es ist sehr warm, dann verschwindet sie wieder und ich krame meine Jacke heraus. Die Iren kann man übrigens recht gut von den Touristen unterscheiden, denn sie tragen auch bei den niedrigsten Temperaturen Sandalen, T-Shirt und Shorts. Bei Temperaturen, die der Festland – Europäer als kühl bezeichnet und bei denen er sich zu vermummen beginnt, fühlt sich der Ire anscheinend wohl. Yvonne meint, daß selbst im Winter viele Iren ohne Jacke herumlaufen.

Da wir am Sonntag früh aufstehen müssen, gehen wir nicht sehr spät ins Bett. Mir sausen die Gedanken durch den Kopf, was ich heute alles gesehen habe und was in den nächsten Tagen auf uns zukommt.

Freitag, März 18, 2005

Freitag, 18. März 2005, Stuttgart - Dublin

Freitag 18. März 2005; Abflug 09:30 Uhr von Stuttgart nach Dublin mit dem Flug X3 5700

Dank meiner lieben Nachbarn Ines und Markus darf ich wieder kostenlos auf dem Parkplatz des Mövenpick Hotels ganz in der Nähe des Stuttgarter Flughafens parken, so daß ich mir erstens die hohen Parkgebühren sparen kann, zweitens nicht sehr weit zum Flughafen laufen muß und drittens keine öffentlichen Verkehrsmittel oder ein Taxi nehmen muß. Vielen Dank noch mal an die beiden!!!

Beim boarding steh ich leider ziemlich ungünstig so daß ich erst mit dem zweiten Shuttle Bus aufs Rollfeld komme. Einen schönen Platz am Fenster krieg ich somit leider nicht mehr und sitze zwischen 2 Herren. Der links von mir ist Engländer oder Ire, das kriege ich aber erst mit, als ich ihm nach seinem Niesen „Gesundheit“ wünsche und er mich ungläubig anstarrt. In der Mitte sitzen ist echt blöd, entweder Fenster oder Gang sollte es schon sein! Die Maschine von Hapag - Lloyd - Express startet planmäßig und nach der üblichen minutiös geplanten Passagierversorgung mit Essen und Trinken (wobei man bei hlx kein Getränk umsonst bekommt, wie zum Beispiel bei Deutsche BA, mit der ich nach Berlin geflogen bin) landen wir pünktlich um 10:45 Uhr Ortszeit in Dublin.

Bei der Gepäckausgabe bekomme ich dann erst mal einen riesigen Schreck, der meinen Puls um einiges hat höher schlagen lassen. An meinem Rucksack waren vorne meine Schlafmatte und oben drauf meine warme Jacke verschnürt, weil sie nicht mehr in den Rucksack gepasst haben. Am Gepäckband stehend, sehe ich meinen komplett nackten Rucksack auf mich zurollen! Keine Matte, keine Jacke, oh weh! Nach einer kurzen Sichtung der Seitentaschen („Komisch, die Socken kenne ich gar nicht!“), wird mir bewusst, daß dies gar nicht mein Rucksack ist und lege ihn erleichtert wieder aufs Band. Kurz darauf kann ich dann meinen verloren geglaubten Rucksack in die Arme schließen und schwöre mir, beim Rückflug Matte und Jacke noch fester zu verschnüren, damit mir so was nicht wirklich mal passiert.

Ich besteige einen Shuttle Bus und fahre zur Busaras Station, wo mich Yvonne abholen wird. Dummerweise ist der Busfahrer nicht sehr gesprächig und die Haltestellen sehr schlecht ausgeschildert, so daß ich überhaupt nicht weiß, wo Busaras ist. Irgendwann sehe ich vom Bus aus Yvonne draußen mit den Armen wedeln, was dann wohl als Zeichen verstanden werden kann, endlich mal auszusteigen. Gut, daß sie da war, ich wäre sonst nämlich weiter gefahren. Nach Begrüßung, wie-war-der-Flug-Bekundungen und dem ersten Aufatmen, daß alles gut geklappt hat, laufen wir los in Richtung Wohnheim.

Hier muß ich mal kurz abschweifen, um zu erwähnen, wie vorbildlich die Dubliner bei der täglichen Bewegung sind. Öffentliche Verkehrsmitteln gibt es zwar, aber wie mir Yvonne berichtet, ist es nicht unüblich, täglich 1 Stunde auf Arbeit zu laufen und abends 1 Stunde wieder zurück. Und so läuft auch sie jeden Tag zur Uni, was anfänglich sehr weit erscheint, aber nach mehrmaligem Laufen machbar ist (habe es selbst getestet).

Zurück zum Thema. Yvonne erzählt mir, daß sie mit Freunden den St. Patrick´s Day gefeiert hat, der vom 16.-20. März stattfand und die Überreste der Feiern sind in der ganzen Stadt recht gut zu erkennen. Überall hängen grüne und weiße Luftballons und an den Schaufenstern der Geschäfte hängen Aufkleber, die auf das Ereignis hinweisen. Der Nationalstolz der Iren ist bemerkenswert und dabei sind sie sehr viel sympathischer als die Amerikaner, die ihren Stolz meiner Meinung nach zu weit vor sich hertragen.

Wir kommen im Wohnheim an und ich bin mal wieder sehr erstaunt. Vergleicht man das Wohnheim mit zum Beispiel meinem Wohnheim damals in Leipzig, so zeigt sich ein Unterschied von Tag und Nacht. Neubau mit Glasfassade, modernes Hochhaus und auch die Apartments sehr wohnlich eingerichtet. Die Einzelzimmer sind zwar recht klein und spartanisch, aber die Gemeinschaftsräume (Wohnzimmer und Küche) dafür recht großzügig gestaltet. Der Anblick der Küche erschüttert mich nicht wirklich, denn Yvonne hat mich schon darauf vorbereitet, daß ihre Zimmergenossinnen (7 Amerikanerinnen) den Nationalfeiertag sehr ausgiebig gefeiert haben (sie feiern eigentlich immer sehr viel und ausgiebig...) und mit dem Aufräumen und Saubermachen meist auf Kriegsfuß stehen.

Auch hier lohnt es sich, mal kurz abzuschweifen und ein paar Vorurteile zu nähren. Amerikaner können keine Müll trennen. Eigentlich wissen sie noch nicht mal, wie man eigentlich Müll entsorgt. Wenn man die riesigen Müsli- und Milchpackungen unzerkleinert und ungefaltet in den Müll wirft, braucht man sich nicht zu wundern, daß man täglich einen vollen Müllsack in der Küche stehen hat. Und wenn sich dann niemand findet, der den Müll mit runter in die Tonnen nimmt, hat man ganz schnell mehrere Müllsäcke rumstehen. Aber egal, die Küche war ja groß genug, bot also Platz für etliche Müllsäcke.
Ansonsten waren die Ami-Mädels ganz nett und man konnte sich sogar mit ihnen unterhalten (wenn man sie denn mal verstand). Die meisten gaben sich keine Mühe, etwas deutlicher oder langsamer zu sprechen aber egal, worum es in den Gesprächen ging, hab ich immer irgendwie erahnen können.

Da es erst früher Nachmittag ist, ziehen wir noch mal los. Es geht durch das noch sehr junge Gebiet der Docklands zum Trinity College. Dort trifft man die üblichen Touristenmassen, die Schlange stehen, um das berühmte Book of Kelts zu bewundern. Dieses Flair auf dem Campus ist schon was besonderes, die Studenten haben sich an die Touris gewöhnt und so sitzen auf dem Rasen und auf den Bänken Studenten und Touris bunt gemischt und keiner stört sich an dem anderen. Yvonne hat auf dem Campus ein bisschen was zu erledigen und so erklärt sie mir den Weg zur National Gallery of Ireland, die sich ganz in der Nähe befindet. Sicherheitshalber ausgestattet mit einem Stadtplan mache ich mich auf den Weg. Die meisten der imposanten Gemälde kenne ich nicht, kann mich aber erinnern, das ein oder andere Gemälde schon mal gesehen zu haben. Nach knapp einer Stunde treffen wir uns wieder am Campus und die persönliche Stadtbesichtigung geht weiter. Wie jeder anständige Tourist gehe auch ich in den nächstgelegenen gift – Shop und erstehe einige Magneten und Postkarten. Das meiste von den Souveniren kommt mir furchtbar kitschig vor und ich frage mich, wer so was braucht. Aber egal, sie scheinen es zu lieben und die Hersteller freuen sich! Den Rest des Tages verbringen wir damit, durch die Stadt zu flanieren, zu essen, zu fotografieren, sich mal eine Auszeit in einem Cafe zu gönnen, Postkarten zu schreiben (Wie altmodisch, ich weiß! Aber bei den Daheimgebliebenden kommt es gut an), zu staunen und Pläne für den nächsten zu Tag machen. Wir kaufen noch etwas Lebensmittel ein und machen uns irgendwann abends auf den Weg ins Wohnheim, wo ich das erste Mal auf Yvonne´s Zimmergenossinnen treffe, wir kochen und Reiseführer wälzen. Außerdem buchen wir Unterkünfte in Cork und Limerick und suchen einen Mietwagen. Toll, daß es das Internet gibt, ich kann über diese Erfindung nur immer wieder staunen! Yvonne hat wegen der St. Patrick´s Feiern in den letzten Tagen nicht sehr viel geschlafen und auch ich bin geschafft, deswegen fallen wir irgendwann in unsere Betten (bzw. ich in meinen Schlafsack).
 
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